Zu Orhan Pamuks Buch „Erinnerungen an ferne Berge“ habe ich aus zwei Gründen gegriffen. Erstens ist mir der Autor von einem Matura-Spezialgebiet eines Schülers bekannt und zweitens interessiere ich mich seit geraumer Zeit für „urban sketching“, das spontane Zeichnen an Ort und Stelle statt des üblichen Fotografierens.
Umso überraschter war ich, zu sehen, dass der Autor Orhan Pamuk anscheinend auch eine Art „urban“ oder „nature“ - Sketcher zu sein scheint. Ich blätterte ein wenig in dem Buch und konnte nicht widerstehen, dieses Buch zu besitzen, obwohl es einen stolzen Preis hat. So wünschte ich es mir zu Weihnachten und ich wartete schon (wie ein Kind) sehnsüchtig auf den Heiligen Abend, besonders wegen dieses Buches.
„Urban“ oder „nature -sketching“ hat mich aus diesem Grund interessiert, weil es einen zwingt, einen intensiven Blick auf ein Objekt oder den Ausschnitt einer Landschaft oder eines Stadt-Ambientes zu werfen, was sehr spannend ist und eine ganze neue Sichtweise auf langweilig scheinende uns umgebende Objekte legt. Es lenkt ab von der Realität und Ablenkung ist die beste Strategie gegen Panik-Attacken (persönliche Bemerkung für die, die sich damit auskennen).
In diesem Buch findet sich auf jeder Doppelseite ein Foto aus Orhan Pamuks persönlichem Notizbuch, in das er täglich zeichnet und schreibt. Die Zeichnungen sind mit relativ viel Text versehen, natürlich auf Türkisch, und das Buch stellt auf dieselbe Seite die Übersetzung der Texte ins Deutsche.
Orhan Pamuk nimmt die Lesenden mit in seine Welt seiner ganz persönlichen Eindrücke. Bild und Text verschmelzen zu einer Einheit.
Er macht uns auch Mut, unsere persönliche Eindrücke an Ort und Stelle in Text und Bild umzusetzen, was einem (aus persönlicher Erfahrung) schwer fällt, denn immer noch hat man besonders beim Zeichnen den Druck, dass es notwendig wäre, zeichnen zu können, um zeichnen zu dürfen. Ich hatte von Kindheit an mit Texten zu tun, da ich alles gelesen habe, was mir in die Finger kam, zur Matura das Fach Deutsch gewählt und schließlich Germanistik studiert habe, was mir fast das Lesen verleidet hätte. Schließlich habe ich, als es vor der „neuen Reifeprüfung“ noch möglich war, mit Begeisterung Literatur unterrichtet und Gottseidank doch die einen oder anderen Schüler:innen zum Germanistik-Studium animiert.
Zum Zeichnen und Malen kam ich durch die Idee, einmal etwas zu machen, das ich noch gar nie probiert hatte. Ich bin die Jahre über dabei geblieben und habe alle möglichen Materialen und Techniken ausprobiert. Zu Können und „Meisterschaft“ habe ich es nie gebracht, aber es hat mir trotzdem Spaß gemacht und ich habe mich trotz mancher negativer Kommentare („du solltest beim Schreiben bleiben und das Malen lieber sein lassen, das kannst du nämlich nicht…“ ) nicht davon abbringen lassen, und manches ist sogar was geworden.😊
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